Donald Byrd at the Half Note Cafe – Volumes 1 & 2
Blue Note BST84060; BST 84061; 11/1960; Engineer: Rudy van Gelder; Producer: Alfred Lion
Donald Byrd – tp; Pepper Adams – bs; Duke Pearson – p; Laymon Jackson – b; Lex Humphries – ds.
Volume 1:
Side A:
1) My Girl Shirl
2) Soulful Kiddy
Side B:
1) A Portrait of Jennie
2) Cecile
3) The Theme
Volume 2:
Side A:
1) Jeannine
2) Pure D Funk
Side B:
1) Kimyas
2) When Sunny Gets Blue
Donald Byrd, Sohn eines Methodistenpredigers und seit 1958 fest bei Blue Note, hatte seine musikalischen Wurzeln in Blues und Gospel und wurde einer der prägenden Hard-Bop-Trompeter der späten 50er Jahre. Anders als viele seiner Kollegen kannte er jedoch weder Drogen- noch Alkoholprobleme und erarbeitete sich schnell den Ruf eines zuverlässigen Sessionmusikers. Alfred Lion ging mit ihm innerhalb kurzer Zeit mit unterschiedlichen Begleitern viermal ins Studio (Off to the Races, Fuego, Byrd in Hand, Byrd in Flight). Sämtliche Alben bieten exemplarischen Blue-Note-Hard Bop der 50er, und welche Aufnahme man bevorzugt, hängt eher von Byrds Sidemen ab als vom Leader selbst, der auf allen Platten mit schönem, leicht klagenden Ton Soli abliefert, die niemals zu stürmisch werden.
Am 11. November 1960 nahm Lion Donald Byrd in New Yorks Half Note Cafe zum ersten Mal live auf. Das Ergebnis ist ein gutgelauntes Set mit viel Club-Atmosphäre. Als Partner an der Front dient ihm hier der Baritonsaxophonist Pepper Adams, unterstützt werden sie von Duke Pearson am Piano, Laymon Jackson am Bass und Schlagzeuger Lex Humphries. Alle hatten bereits mit Byrd gearbeitet, entsprechend gut eingespielt tritt die Band auf.
Der Gig lief blendend und warf genug Material für zwei Alben ab. Was sofort auffällt, ist der enorme Fortschritt der Aufnahmetechnik seit den frühen 50er Jahren. Dieses Set besticht mit sauber aufgenommenen Instrumenten und überzeugender Live-Atmosphäre. Man kriegt hier wirklich das Gefühl, in der ersten Reihe zu sitzen, kaum fassbar, dass diese Musik bald 65 Jahre alt ist. Auch musikalisch gibt es viel zu entdecken, Byrds strahlende Trompete und das raue Baritonsaxophon von Pepper Adams bilden einen spannenden Kontrast.
Beide Alben bieten eine Mischung aus Eigenkompositionen von Byrd und Pearson und jeweils einem Standard (When Sunny Gets Blue und A Portrait of Jennie). Byrds Stücke sind sämtlich bluesbasiert und machen Laune, auch weil die Band durchgehend mit Verve agiert, aber die kompositorischen Highlights stammen von Duke Pearson und liefern die interessantesten Momente. My Girl Shirl auf Vol. 1 und Jeannine auf Vol. 2 sind Burner, die jeder für sich den Kauf der Alben rechtfertigen.
Da das Material sich auf durchgehend ähnlichem Niveau bewegt, kann ich beim besten Willen nicht sagen, welches der beiden Alben ich bevorzuge (als Neuware gibt es im Moment nur Vol.1). Beide beamen den Hörer in einen Jazz-Club der späten 50er und transportieren den Spaß, den Publikum und Band an diesem Abend hatten.
Eine Anmerkung noch zur Rhythmusgruppe: Der Penguin Guide to Jazz bemäkelt in seinen Anmerkungen zu dieser Aufnahme das „maue“ (less than outstanding) Schlagzeugspiel von Lex Humphries. Keine Ahnung, was genau damit gemeint sein soll. Klar, Humphries verschiebt hier keine Grenzen, aber wer macht das schon? Dafür gibt er der Musik einen lebhaften Puls – passt so.
Musik: **** (beide)
Sound: Rudy van Gelders Aufnahme klingt direkt und lebendig. Richtig gute Live-Atmosphäre.
Verfügbarkeit auf Vinyl: Vol.1 gut, aber teuer, Teil der Blue Note Tone Poet Series, Vol.2 derzeit nur gebraucht.
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